Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall 2023: Lohnfortzahlung KV

Entgeltfortzahlung Krankengeld

Lohnfortzahlung im Krankheitsfall: Entgeltfortzahlung nach Arbeitsunfähigkeit und Krankschreibung

Die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall gehört zu den wichtigsten Leistungen im Sozialsystem. Die Arbeitgeber stellen über die Lohnfortzahlung bei Arbeitsunfähigkeit sicher, dass ihre Mitarbeiter auch bei einer längeren Erkrankung ohne finanzielle Sorgen bleiben und sich gänzlich auf die Genesung konzentrieren können.

Selbstständige und Freiberufler erhalten eine solche Lohnfortzahlung im Krankheitsfall nicht, da sie selbst ihr Arbeitgeber sind. Sie haben lediglich über die private Krankentagegeldversicherung die Möglichkeit, ihren Verdienstausfall zu kompensieren.

Wer erhält die Entgeltfortzahlung wie lange und in welcher Höhe? Was ist während der ärztlich bescheinigten Arbeitsunfähigkeit zu beachten und wann beginnt die Zahlung des Krankengeldes durch die Krankenkasse. Maximale Dauer und Höhe von Krankengeld und was der Antrag mit ärztlicher Krankschreibung durch Auszahlschein voraussetzt.

Die Informationen zur Entgeltfortzahlung bei Krankheit im Überblick:

  • Entgeltfortzahlung: Dauer und Höhe der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
  • Ab wann und in welcher Höhe wird Krankengeld durch gesetzliche Krankenkasse gezahlt
  • Was während der Lohnfortzahlung und des Bezugs von Krankengeld zu beachten ist
  • Entgeltfortzahlung für Selbständige: Krankentagegeldversicherung sinnvoll
  • Antrag auf Krankengeld: ärztliche Krankschreibung und Auszahlschein
  • Wann und für wen ist eine private Krankentagegeldversicherung sinnvoll?

Wer hat Anspruch auf Entgeltfortzahlung bei Arbeitsunfähigkeit

Der Anspruch auf Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall ist in Deutschland im Entgeltfortzahlungsgesetz (EFZG) geregelt. Es gilt sowohl für vollbeschäftigte wie auch für in Teilzeit tätige Arbeitnehmer bzw. Angestellte. Sogar Aushilfen und Minijobber können von einer entsprechenden Regelung der Lohnfortzahlung profitieren.

Lohnfortzahlung vom Arbeitgeber erhalten folgende Arbeitnehmer:

  • Beschäftigte in Vollzeit
  • Angestellte in Teilzeit
  • Aushilfe im Minijob (geringfügige Beschäftigung)

Voraussetzung ist lediglich, dass das Arbeitsverhältnis vor dem Krankheitsfall für einen Zeitraum von vier Wochen bestanden hatte. In einigen Tarifverträgen wird von dieser Frist abgesehen, sodass bereits mit dem ersten Arbeitstag Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall besteht. Dies ist beispielsweise im Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes der Fall.

Lohnfortzahlung trotz Krankheit abgelehnt: die Selbstverschuldung

Hinzu kommt, dass der Arbeitnehmer tatsächlich arbeitsunfähig sein muss und diese Arbeitsunfähigkeit als Folge der Erkrankung zu sehen ist. Kein Anspruch auf die Zahlung haben Arbeitnehmer, die die Erkrankung wissentlich und vorsätzlich in Kauf genommen haben. Hier kann die Lohnfortzahlung trotz Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vom Arzt abgelehnt werden.

  • vorsätzlich selbstverschuldete Krankheit führt zur Verweigerung der Entgeltfortzahlung

Dies gilt beispielsweise bei Erkrankungen in Folge von Tätowierungen oder Piercings. Aber auch bei einem unter Alkoholeinfluss verursachten Verkehrsunfall kann die Entgeltfortzahlung unter bestimmten Voraussetzungen abgelehnt werden.

Dauer und Höhe der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall 2023

Die Dauer der Entgeltfortzahlung beträgt maximal sechs Wochen bzw. 42 Tage ab dem ersten Tag der ärztlich bescheinigten Arbeitsunfähigkeit. Sollte die Erkrankung auch nach diesem Zeitraum fortbestehen, haben gesetzlich Versicherte Anspruch auf Krankengeld ihrer gesetzlichen Krankenversicherung ab dem 43. Tag der Krankschreibung.

Beginn Dauer und Höhe der Entgeltfortzahlung und des Krankengeldes

Bei Arbeitsunfähigkeit
Beginn
maximale Dauer
maximale Höhe
Lohnfortzahlung vom Arbeitgeber
ab dem 1. Tag
maximal 42 Tage
volles Nettoeinkommen wie vor der Krankschreibung
Krankengeld der Krankenkasse
ab dem 43. Tag
maximal 78 Wochen bzw. 546 Tage
mind. 70% vom Bruttoeinkommen aber max. 90% vom letzten Nettoeinkommen, begrenzt auf 96,25 Euro / Tag
*Die Deckelung der maximalen Höhe des Krankengeldes erfolgt anhand der aktuellen Beitragsbemessungsgrenze (BBG), die in 2023 bei 4.987,50 Euro brutto pro Monat bzw. 59.850 Euro Bruttoeinkommen jährlich liegt.

  • Krankengeld 2023: 70% von 4.987,50 Euro = 3.491,25 Euro im Monat / 112,88 Euro pro Tag
  • Krankengeld 2022: 70% von 4.687,50 Euro = 3.281,25 Euro im Monat / 109,38 Euro pro Tag

Krankengeld für gesetzlich versicherte Selbständige und Freiberufler

Das Krankengeld wird auch gezahlt, wenn Selbstständige oder Freiberufler freiwillig gesetzlich versichert sind und den allgemeinen Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung zahlen statt des ermäßigten. In der privaten Krankenversicherung hingegen gibt es kein Krankengeld. Privat Versicherte in der PKV sollten daher individuell für den Krankheitsfall vorsorgen und eine private Krankentagegeldversicherung abschließen.

Behandlung von Überstunden und Fahrtkosten während der Lohnfortzahlung

Die Höhe des Entgelts im Krankheitsfall orientiert sich am bisherigen Einkommen. Schließlich gilt für die Lohnfortzahlung das so genannte Lohnausfallprinzip. Arbeitnehmer müssen demnach so gestellt werden, als wären sie nicht erkrankt.

  • Daher müssen auch Überstunden bei der Berechnung der Entgeltfortzahlung ebenso wenig berücksichtigt werden wie ein Auslagenersatz, Fahrtkosten oder Schmutzzulagen.

Lediglich wenn regelmäßig Überstunden geleistet wurden und sich hierdurch das durchschnittliche Gehalt erhöht hat, müssen auch diese bei der Berechnung und Vergütung der Entgeltfortzahlung berücksichtigt werden. Sofern Arbeitnehmer ein wechselndes Einkommen beziehen, wird der Durchschnittsverdienst vor der Krankheit ermittelt.

Was während der Lohnfortzahlung zu beachten ist

Arbeitnehmer, die aufgrund einer Erkrankung nicht arbeiten können und eine Lohnfortzahlung erhalten, sollten sich während dieser Zeit vollständig auf ihre Genesung konzentrieren. Hat der Arzt eine strenge Bettruhe verordnet, sollte der Arbeitnehmer jederzeit telefonisch erreichbar sein, denn er darf das Haus ja nicht verlassen.

  • bei verordneter Bettruhe muss Arbeitnehmer jederzeit telefonisch erreichbar sein

In allen übrigen Fällen jedoch bedeutet eine Fortzahlung des Einkommens keinen Hausarrest. Vielmehr darf der Arbeitnehmer alles tun, was seine Genesung fördert. Spaziergänge sind dabei ebenso möglich wie Besuche im Hallenbad, etwa bei Gelenkbeschwerden.

  • Spaziergänge und notwendige Besuche bei Ärzten und Therapeuten sind erlaubt 

Ein Skiurlaub oder generelle Reisen im In- und Ausland hingegen können zwar die Genesung fördern, sorgen aber gleichzeitig für neue Risiken. Arbeitnehmer gehen in diesen Fällen das Risiko einer Abmahnung oder, in besonders schweren Fällen, auch einer fristlosen Kündigung ein. Eventuelle Urlaubs- oder auch Kurreisen sollten daher vorab mit dem Arbeitgeber abgesprochen werden, wenn sie nicht zu vermeiden sind.

  • Urlaub und Reisen während der Entgeltfortzahlung sollten mit dem Arbeitgeber besprochen werden

Erschleichen von Entgeltfortzahlung ist strafbar und führt zu sofortiger Kündigung

Sollte der Arbeitgeber an der Arbeitsunfähigkeit seines Mitarbeiters zweifeln, ist es möglich, bei der Krankenkasse des Arbeitnehmers ein Medizinisches Gutachten durch den Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) einzufordern. Dieses wird jedoch nur bei berechtigten Zweifeln vorgenommen.

  • Recht auf Gutachten durch Medizinischen Dienst der Krankenkassen für Arbeitgeber

Bei häufigen Erkrankungen kann es auch vorkommen, dass Arbeitgeber selbst eine Detektei engagieren, um einem eventuellen Betrug, dem Erschleichen von Lohnfortzahlung, auf die Schliche zu kommen. Neben dem Einstellen der Lohnfortzahlung zieht ein solches Verhalten immer auch die fristlose Kündigung nach sich.

  • Das Erschleichen von Entgeltfortzahlung ist Strafbar und führt zur Kündigung mit sofortiger Wirkung

Krankentagegeld als Fortzahlung des Einkommens für Selbständige

Selbstständige haben ebenso wie Freiberufler keinen Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, da sie nicht angestellt sind. Bei Arbeitsunfähigkeit verlieren sie sofort ihr Einkommen und sind darauf angewiesen, sich aus Ersparnissen zu finanzieren.

Bei einer Arbeitsunfähigkeit über ein bis zwei Wochen ist dies für viele Selbstständige kein großes Problem. Eine länger andauernde Krankheit jedoch kann diese Personen schnell in finanzielle Schwierigkeiten bringen, denn die laufenden Kosten müssen auch in dieser Zeit entrichtet werden.

  • anhaltende Arbeitsunfähigkeit kann Selbständigen die wirtschaftliche Existenz kosten

Die privaten Krankenversicherer bieten für diesen Personenkreis daher den Abschluss einer privaten Krankentagegeldversicherung. Diese bietet für jeden Tag der ärztlich attestierten Krankschreibung einen festen Geldbetrag, der an den Versicherten ausgezahlt wird. Man spricht hierbei vom Krankentagegeld der PKV analog zum Krankengeld der GKV. In vielen PKV Tarifen ist diese Leistung in den Kosten inbegriffen.

Die Zahlung der Krankentagegeldversicherung beginnt in der Regel nicht mit dem ersten Krankheitstag, sondern erst zu einem vom Versicherten festgelegten Zeitpunkt. Selbstständige und Freiberufler sollten daher für sich entscheiden, wie lange sie ohne Einkommen leben und ihre Ausgaben weiter finanzieren können. Die Zahlung kann nach zwei, drei oder auch erst nach vier Wochen beginnen.

  • Beginn und Höhe der Krankentagegeld Auszahlung individuell vereinbaren

Eine Krankentagegeldversicherung kann auch für Arbeitnehmer sinnvoll sein, um das im Vergleich geringere Krankengeld nach sechs Wochen dem eigentlichen Gehalt anzupassen. Schließlich übernimmt die gesetzliche Versicherung nur rund 70 Prozent des vorherigen Bruttoeinkommens, sodass eine enorme Einkommenslücke besteht. Mit einer Krankentagegeldversicherung kann diese ausgeglichen werden.

Was kostet eine private Krankentagegeldversicherung?

Eine private Krankentagegeldversicherung wird von Versicherungsexperten vor allem für Selbstständige und Freiberufler, aber auch für Arbeitnehmer ab der sechsten Krankheitswoche empfohlen. Die Kosten einer solchen Versicherung orientieren sich zum einen am Alter der zu versichernden Person, zum anderen an der Höhe sowie dem Beginn der Zahlung des vereinbarten Krankentagegeldes.

Beitrag der Krankentagegeldversicherung abhängig von:

  • Alter zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses
  • Höhe des Krankentagegeldes
  • Beginn der Zahlungen

Beispiele für die Kosten der Krankentagegeldversicherung mit Beginn und Höhe des Krankentagegeldes

  • Je höher dieses vereinbart wird und je zeitiger die Auszahlung erfolgen soll, desto teuer ist die Versicherung. Für Arbeitnehmer, die eine Absicherung erst ab dem 43. Kalendertag benötigen und gleichzeitig nur einen Verdienstausgleich in Höhe von 300 Euro monatlich suchen, ist eine solche Versicherung bereits für 3-4 Euro möglich. Auch im Alter von 50 Jahren steigt der Beitrag nur geringfügig auf 6-8 Euro pro Monat.
  • Teurer wird es hingegen, wenn die Absicherung über 1.200 – 2.000 Euro erfolgt und bereits nach zwei Wochen greifen soll. Für einen Versicherungsnehmer von 30 Jahren und einer Absicherung von 50 Euro pro Tag liegt der monatliche Beitrag bei 25-35 Euro. Für einen Versicherungsnehmer im Alter von 50 Jahren steigt die Prämie je nach PKV-Gesellschaft auf 35-50 Euro.

Antrag auf Krankengeld und Krankentagegeld: ärztliches Attest und Auszahlschein

Um die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall vom Arbeitgeber zu erhalten, müssen Arbeitnehmer einem neuesten Urteil zufolge bereits am ersten Krankheitstag ein Attest, die sogenannte Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, des behandelnden Arztes vorlegen. Von dieser Verpflichtung kann nur dann abgesehen werden, wenn im Arbeits- oder Tarifvertrag eine andere Regelung gilt.

Lückenloser Nachweis der Krankheit durch Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung

Zudem muss der Arbeitgeber umgehend informiert werden, wenn eine Beschäftigung aufgrund einer Krankheit nicht möglich ist. So kann in diesen Fällen kurzfristig Ersatz besorgt werden. Kommt der Arbeitnehmer der Pflicht auf Vorlage der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung nicht nach, kann er die Lohnfortzahlung verweigern.

  • Es besteht die Pflicht des Leistungsempfängers auf fristgerechte Vorlage der Krankschreibung

Auch die private Krankentagegeldversicherung fordert einen ärztlichen Nachweis über die tatsächliche Arbeitsunfähigkeit. Daher sollte die Versicherung möglichst frühzeitig informiert werden, wenn die Krankschreibung länger dauert und eine Zahlung des Krankentagegelds in Anspruch genommen werden soll.

Die Meldung an die Versicherung sollte schriftlich erfolgen, sodass später ein Nachweis vorhanden ist. Neben der Meldung an sich fordern die Versicherungsunternehmen in der Regel auch ein ärztliches Attest über die Krankschreibung, welches möglichst kurzfristig eingereicht werden muss. Die genauen Fristen zur Einreichung der ärztlichen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung sind im Versicherungsvertrag geregelt.

Auszahlschein als Voraussetzung der Zahlung

Zusätzlich fordern viele Versicherungen auch einen so genannten Auszahlschein. Dieser muss vom Versicherten sowie dem Arzt ausgefüllt werden und soll Informationen zum aktuellen Krankheitsstand, dem letzten Arztbesuch sowie der voraussichtlichen Krankheitsdauer enthalten. Auch Angaben zur Bankverbindung sind wichtig, denn andernfalls kann keine Auszahlung erfolgen.